Botschaft
des
Universalen Hauses
der Gerechtigkeit
vom 26. November 2003
Ð dem Tag des Bundes Ð
an die BahÕ in Iran
Auf den folgenden Seiten ist die deutsche bersetzung der Botschaft des Universalen Hauses
der Gerechtigkeit vom 26. November 2003 Ð dem Tag des Bundes Ð an die BahÕ in Iran abge-
druckt.
Wenn einzelne BahÕ es fr angebracht halten, knnen sie diese Botschaft an ihre Freunde,
die nicht BahÕ sind, weitergeben; eine allgemeine Verteilung an Nicht-BahÕ von Seiten der
BahÕ-Institutionen ist jedoch nicht vorgesehen.
Diese Botschaft bietet eine einzigartige Gelegenheit fr die Freunde iranischer und deutscher
Herkunft, sich dem gemeinsamen Studium des Textes zu widmen und ihre Erfahrungen, Kenntnisse
und Gedanken zur Geschichte und Entwicklung des Glaubens auszutauschen.
Der Nationale Geistige Rat
BahÕ-Nachrichten Ð Beilage 3 Ð 01/2004 Ð 16/160
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An die Anhnger BahÕuÕllhs in der Wiege des
Glaubens
Innig geliebte Freunde,
es ist nun etwas lnger als 125 Jahre her, seit
ÔAbduÕl-Bah seinen offenen Brief an die Menschen
Ihres Landes richtete. Auf Grund seiner entschei-
denden Rolle in einer Religionsgemeinschaft, die
zur Zielscheibe massiver Vorurteile geworden war,
hat der Verfasser es notgedrungen unterlassen,
seinen Namen unter dieses Dokument zu setzen.
Seine Botschaft knnte jedoch nicht deutlicher
sein. Der Meister spricht aus einer tiefen Liebe
zu seinem Heimatland heraus, das Er whrend der
langen Jahre des Exils seit seiner Kindheit nicht
mehr gesehen hatte, und Er ruft in leidenschaft-
licher Sprache die Menschen dieses Landes auf,
sich die Tage ins Gedchtnis zu rufen, als der Iran
ãgleichsam Angelpunkt der WeltÒ war, ãQuelle
und Mittelpunkt der Knste und Wissenschaften,
Ursprung gro§er Erfindungen und Entdeckungen,
Schatzberg menschlicher Tugenden und Vollkom-
menheitenÒ. Die Zeit war gekommen, so stellte Er
nachdrcklich fest, dass die Erben einer so gro§en
Zivilisation sich erheben knnten Ð und mssten Ð,
um ihr Erbe zurckzufordern.
In prophetischer Weise erlutert der Brief die
Herausforderung durch die Moderne. Heutzutage
ist diese Herausforderung zur unausweichlichen
Beschftigung fr Vlker auf der ganzen Erde
geworden, nicht zuletzt der Vlker der islami-
schen Welt. Die Bedeutung der Moderne und die
Kennzeichen der stndig steigenden Flut von kul-
turellen Revolutionen werden in der Botschaft des
Meisters ausdrcklich genannt: Konstitutionelle und
demokratische Regierung, Rechtsstaatlichkeit, all-
gemeine Schulbildung, Schutz der Menschenrechte,
wirtschaftliche Entwicklung, religise Toleranz, die
Frderung ntzlicher Wissenschaften und Techno-
logien sowie Ma§nahmen fr das Allgemeinwohl.
Indem Er die Leistungen dieses ãzeitlichen, u§erli-
chen Apparat[s] der ZivilisationÒ, wie Er ihn nennt,
lobt, macht der Meister deutlich, dass Er nicht nur
einfach eine leichtglubige Nachahmung des Wes-
tens vorschlgt. Im Gegenteil, in kompromissloser
Sprache beschreibt Er, wie die Gesellschaft Europas
in einem ãMeer der Leidenschaft und BegierdeÒ
ertrinkt und in der Falle einer materialistischen
Sicht der Realitt steckt, was nur ernchternde
Enttuschung zur Folge haben kann.
ãUrteilt gerecht: Kann diese Zivilisation dem
Namen nach den Frieden und die Wohlfahrt des
Volkes herbeifhren oder das Wohlgefallen Gottes
finden, solange sie nicht von einer wahren Zivi-
lisation des Charakters getragen wird? Zerstrt
sie nicht vielmehr den Wohlstand des Menschen
und rei§t die Pfeiler des Glcks und des Friedens
nieder?Ò
Die Leser werden dazu ermahnt, hinter die
Oberflche der Erscheinungen zu schauen. Da eine
ausfhrliche Darstellung der historischen Prozesse
diesen dringenden Aufruf zum Denken und zum
Handeln ber Gebhr belastet htte, beschrnkt
sich ÔAbduÕl-Bah auf wenige herausragende Bei-
spiele fr die von Ihm angefhrten Argumente.
Ihr gemeinsames Thema ist die verwandelnde
Kraft, die fr jegliche menschliche Entwicklung
ber die Jahrhunderte verantwortlich ist und die
spter der verffentlichten Ausgabe dieses Briefes
seinen bekannten Titel Das Geheimnis gttlicher
Kultur verliehen hat. Ob Er auf die Ereignisse
der persischen Geschichte zurckblickt oder auf
Auszge aus dem Heiligen QurÕn Bezug nimmt,
der Brief ruft seine Leser auf, tiefgrndig ber
die einzigartige Gabe nachzudenken, die die
Weiterentwicklung jeglichen Wohlergehens der
Menschen frdert:
ãBedenket wohl: All die weitverzweigten
Erscheinungen, die Begriffe und Erkenntnisse, die
Verfahren der Technik und die Systeme der Phi-
losophie, die Wissenschaften, Knste, Gewerbe
und Erfindungen Ð alle sind Ausstrahlungen des
menschlichen Verstandes. Jedes Volk, das sich weiter
in dieses uferlose Meer hineinwagte, hat am Ende
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
Tag des Bundes
26. November 2003
[Vorlufige bersetzung]
An die Anhnger BahÕuÕllhs in der Wiege des Glaubens
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die anderen Vlker berragt. Glck und Stolz einer
Nation bestehen darin, dass sie wie die Sonne am
Himmel des Wissens erstrahlt.Ò
Das Geheimnis gttlicher Kultur preist beson-
ders die schpferische Rolle, die die Vernunft Ð
Gottes gr§tes Geschenk an die Menschheit Ð beim
Fortschritt der Kultur spielt. Unter den Frchten
des Geistes, die Er im Besonderen herausstellt,
betont der Meister stark die wissenschaftliche und
technische Entwicklung. Er ermutigt seine Leser,
ber den Vorteil nachzudenken, der der persischen
Gesellschaft erwachsen wrde, wenn sie angemes-
senen Nutzen aus dem ziehen wrde, was in dieser
Hinsicht von Vlkern in anderen Lndern im Westen
oder anderswo erreicht worden ist. Es waren die frei
schweifenden Krfte des menschlichen Geistes, so
fhrt Er beharrlich fort, die jeden einzelnen Nutzen,
den irgendein Volk genossen hat, aufsprten und
ausprobierten. Kein legitimer Einwand knnte vor-
gebracht werden, um dem Wirken dieses universel-
len Prozesses kulturelle oder nationale Schranken
aufzuerlegen. Die Errungenschaften dieses Prozes-
ses reprsentieren den gemeinschaftlichen Besitz
der gesamten Menschheit; ihre bernahme durch
eine Nation oder ein Volk wrdigt den Nutzer weder
herab, noch sagt es etwas ber die Fhigkeiten des
jeweiligen Landes aus.
Auf einer viel tieferen Ebene lenkt der Meister
die Aufmerksamkeit seiner Leser auf jene geisti-
gen Krfte, die der Arbeit des Verstandes Form und
Triebkraft geben. In einem der eindringlichsten
Abschnitte des Briefes stellt Er jene fundamen-
talen Irrtmer ber das Wesen des Menschen und
der Gesellschaft blo§, die in anderen Lndern
bereits zu verheerenden Folgen gefhrt hatten
und die Ð wenn nicht vermieden Ð die Fhigkeiten
des iranischen Volkes untergraben knnten, seine
momentane Situation objektiv zu beurteilen und
die vor ihm liegenden Mglichkeiten zu ergreifen.
ãMancheÒ, bemerkt ÔAbduÕl-Bah, ãstellen sich vor,
ein angeborener Sinn fr seine Wrde bewahre
den Menschen davor, Bses zu tun und biete die
Gewhr fr seine geistige wie materielle Vervoll-
kommnung.Ò Im Gegenteil, so stellt Er heraus,
ist es leicht zu erkennen, dass die Entwicklung
des Menschen von Erziehung abhngt. Hiernach
beschreibt Er die Folgerungen aus diesem Gesetz fr
die Fortentwicklung der Gesellschaft. Alle Belege
zeigen unweigerlich, dass der Haupteinfluss bei
der schrittweisen Kultivierung des menschlichen
Charakters ganz und gar nicht nur eine Gabe der
Natur ist, sondern dass es sich hierbei um die Aus-
wirkungen auf die vernunftbegabte Seele handelt,
die durch die Fhrung der fortschreitenden Mani-
festationen Gottes hervorgerufen wurden. Durch Ihr
Eingreifen, und nur dadurch, haben die Vlker der
Welt jedweder Nation oder Religion die Werte und
Ideale erlernt, die sie dazu befhigen, materielle und
technologische Mittel in den Dienst des mensch-
lichen Fortkommens zu stellen. Sie sind es, die in
jedem Zeitalter die Bedeutung und Erfordernisse der
Moderne definiert haben. Sie sind die eigentlichen
Erzieher der Menschheit gewesen:
ãAllumfassende Wohltaten strmen aus der Gna-
denflle der gttlichen Religionen, denn sie fhren
die wahren Glubigen zu aufrichtigen Absichten,
edlen Zielen, Reinheit und makelloser Ehrbarkeit,
umfassender Herzensgte, Mitempfinden, Ver-
tragstreue, Rcksichtnahme auf die Rechte anderer,
Gro§zgigkeit, Gerechtigkeit in allen Lebenslagen,
Menschlichkeit und Nchstenliebe, zu Tapferkeit und
unermdlichem Eifer im Dienst an der Menschheit.
Mit einem Wort, es ist die Religion, die alle mensch-
lichen Tugenden hervorbringt, und diese Tugenden
sind das strahlende Licht der Kultur.Ò
Wir haben hier kurz die Argumentation von
ÔAbduÕl-Bahs bedeutender Botschaft wiederge-
geben, da die heutigen Ereignisse ihre Diagnose
und Therapie in einem bemerkenswerten Ma§e
besttigen. Die dort enthaltenen Einsichten erhel-
len sowohl die Situation, in der sich die iranische
Bevlkerung derzeit befindet, als auch die damit
verbundenen Auswirkungen auf Sie, die Sie die
Anhnger BahÕuÕllhs in jenem Land sind. Die
Botschaft ist ein Aufruf Ð an die Fhrung des
Landes wie an seine Bevlkerung gleicherma-
§en Ð, sich von der blinden Unterwerfung unter
Dogmen zu befreien und die Notwendigkeit fr
eine fundamentale Vernderung des Verhaltens und
der Einstellung anzuerkennen, ganz besonders der
Bereitschaft, persnliche und Gruppeninteressen
den dringenden Nten der Gesellschaft als Ganzes
unterzuordnen.
Wie Sie sehr wohl wissen, wurde der Aufruf des
Meisters ignoriert. Gefangen im festen Griff einer
antiquierten Qjr-Autokratie, die nur durch ihre
eigene Inkompetenz in Schranken gehalten wurde,
versank Persien immer tiefer in Stagnation. Korrupte
BahÕ-Nachrichten Ð Beilage 3 Ð 01/2004 Ð 16/160
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Politiker bekmpften sich gegenseitig, um einen
Teil des immer geringer werdenden Reichtums
eines Landes zu ergattern, das an den Rand des
Bankrotts getrieben wurde. Noch schlimmer, eine
Bevlkerung, die einst einige der gr§ten Geister
der Kulturgeschichte hervorgebracht hatte Ð Cyrus,
Darius, Rumi, Hafis, Avicenna, Ar-Razi (Rhazes)
und zahllose andere Ð, wurde zur Beute einer ebenso
ignoranten wie korrupten Klerikerkaste, die ihre
lcherlichen Privilegien nur aufrecht erhalten
konnte, indem sie der hilflosen Masse der Bevl-
kerung eine blinde Angst vor allem Fortschrittlichen
einjagte.
Es wundert daher nicht, dass ein ehrgeiziger
Armeeoffizier das im Gefolge des Ersten Welt-
kriegs entstandene Chaos dazu nutzte, um die
Macht zu ergreifen und eine persnliche Diktatur
zu errichten. Er, wie auch sein Sohn nach ihm,
nahm an, dass die Erlsung Persiens aus seinem
Ungemach in einem systematischen Programm
zur ãVerwestlichungÒ bestehen msse. Schulen,
ffentliche Betriebe, eine geschulte Brokratie
und ein gut ausgerstetes Militr dienten den
Bedrfnissen der neuen Staatsregierung. Ausln-
dische Investitionen wurden angeworben, um mit
diesen Mitteln die beeindruckenden nationalen
Ressourcen zu erschlie§en. Frauen wurden von
den schlimmsten Restriktionen befreit, die sie an
ihrer Entwicklung hinderten, und sie bekamen die
Mglichkeit zu einer Ausbildung und zu sinnvollen
Berufen. Obwohl vom Majlis kaum mehr als eine
Fassade blieb, keimte die Hoffnung, dass hieraus
mit der Zeit eine echte Institution fr eine demo-
kratische Regierung erwachsen knnte.
Durch die zielstrebige Ausbeutung der
lres-
sourcen des Iran entstand stattdessen Reichtum in
unvorstellbarem Ausma§. Da es keinerlei System
gab, das auch nur im Entferntesten sozialer
Gerechtigkeit nahe kam, war die hauptschliche
Auswirkung, dass sich eine privilegierte und eigen-
ntzige Minderheit erheblich bereicherte, whrend
es der Masse der Bevlkerung nur wenig besser
ging als zuvor. Wertgeschtzte Kultursymbole und
die heldenhaften Episoden einer glorreichen Ver-
gangenheit wurden lediglich wieder hervorgeholt,
um als Dekor fr die kolossale Unbildung einer
Gesellschaft zu dienen, deren moralische Grundla-
gen auf den Treibsand des Ehrgeizes und der Gier
errichtet waren. Selbst der leichteste und noch so
berechtigte Protest wurde von einer Geheimpoli-
zei unterdrckt, die von keiner konstitutionellen
Aufsicht kontrolliert wurde.
Im Jahre 1979 warf das iranische Volk diesen
Despotismus ab und fegte seine falschen Ansprche
an die Moderne in den Mlleimer der Geschichte.
Diese Revolution war die Leistung der vereinten
Krfte vieler Gruppen, aber ihre Triebkraft waren
die Ideale des Islam. Statt ppiger Genusssucht
wurde den Menschen ein Leben in Wrde und
Anstand versprochen. Die gro§en Ungerech-
tigkeiten durch Klassen und Reichtum wrden
Ð wie von Gott verordnet Ð durch den Geist der
Brderlichkeit berwunden werden. Die natrli-
chen Ressourcen, mit denen die Vorsehung ein so
glckliches Land ausgestattet hatte, wurden zum
Erbe des gesamten iranischen Volkes erklrt und
sollten dazu verwendet werden, Vollbeschftigung
und Bildung zu schaffen. Eine neue ãIslamische
VerfassungÒ enthielt angeblich feierliche Verspre-
chen, die Gleichheit aller Brger der Republik vor
dem Gesetz zu wahren. Die Regierung werde sich
gewissenhaft darum bemhen, die geistigen Werte
mit den Prinzipien demokratischer Wahlmglich-
keiten zu verbinden.
Wie steht es nun um diese Versprechungen im
Lichte der Erfahrungen, die die gro§e Mehrheit
der iranischen Bevlkerung in den vergangenen 25
Jahren gemacht hat? Von allen Seiten hrt man heute
die Proteste gegen krankhafte Korruption, politische
Manipulation, die Misshandlung von Frauen, die
schamlose Verletzung der Menschenrechte und
die Unterdrckung der Gedankenfreiheit. Welche
Auswirkungen hat es auf das ffentliche Bewusst-
sein, so muss man weiterhin fragen, wenn sich auf
die Autoritt des Heiligen QurÕn berufen wird,
um eine Politik zu rechtfertigen, die zu solchen
Zustnden fhrt?
***
Die Kulturkrise des Iran lsst sich weder
durch blinde Nachahmung einer offensichtlich
mangelhaften westlichen Kultur noch durch den
Rckzug in mittelalterliche Ignoranz lsen. Die
Antwort auf dieses Dilemma wurde genau an der
Schwelle zu dieser Krise in der eindeutigsten und
berzeugendsten Sprache von einem edlen Sohn
des Iran formuliert, der heute auf jedem Kontinent
der Welt geehrt wird, bedauerlicherweise aber nicht
An die Anhnger BahÕuÕllhs in der Wiege des Glaubens
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im Land Seiner Geburt. Persiens poetischer Genius
hlt die Ironie fest: ãIch suchte die ganze Welt nach
meinem Geliebten ab, whrend mein Geliebter in
meinem eigenen Heim auf mich wartete.Ò Die
weltweite Wrdigung BahÕuÕllhs rckte viel-
leicht am deutlichsten am 29. Mai 1992, Seinem
100. Todestag, ins Blickfeld, als die brasilianische
Abgeordnetenkammer in einer feierlichen Sitzung
Ihm, Seinen Lehren und den Diensten, welche die
durch Ihn gegrndete Gemeinde der Menschheit
leistet, Tribut zollte. Bei der Gelegenheit erhoben
sich nacheinander der Prsident der Kammer
und die Sprecher aller Parteien, um ihrer tiefsten
Bewunderung fr denjenigen Ausdruck zu verlei-
hen, der in ihren Ansprachen beschrieben wurde
als der Verfasser ãder gewaltigsten religisen
Abhandlung, die je von der Feder eines einzelnen
Mannes geschrieben wurdeÒ, einer Botschaft, die
ãder Menschheit als Ganzes gilt, ohne kleinliche
Unterschiede nach Nationalitt, Rasse, Befhigung
oder Glaubensberzeugung.Ò
Wie war in Seinem Heimatland die Reaktion
auf eine Persnlichkeit, deren Einfluss dem Iran
solch eine Ehre gemacht hat? BahÕuÕllh wurde
seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als Er die Sache
Gottes zu verfechten begann und trotz des Rufes,
den Er sich wegen Seiner Menschenfreundlichkeit
und Seiner geistigen Fhigkeiten erworben hatte, zur
Zielscheibe einer bsartigen Verfolgungskampagne.
Indem sie Seine Mission anerkannten, hatten Ihre
Vorvter die unvergngliche Ehre, an Seinem Leid
teilzuhaben. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte
haben Sie, und jede BahÕ-Familie im Iran, die
Sie Seiner Sache treu geblieben sind, die Sie Opfer
fr sie erbracht und ihre kultivierende Botschaft in
die entlegensten Winkel der Erde getragen haben,
Ihren eigenen Anteil an Beschimpfungen, Leid und
Demtigungen erlebt.
Wegen seiner tragischen Folgen war eine der
entsetzlichsten Heimsuchungen die Verleumdung
der Sache BahÕuÕllhs durch jene privilegierte
Kaste, an die sich die Massen Persiens, wie sie es
gelehrt worden waren, um Fhrung in geistigen
Angelegenheiten wenden sollten. Seit ber 150
Jahren wurde jedes Mittel zur ffentlichen Infor-
mation Ð die Kanzel, die Presse, der Rundfunk,
das Fernsehen und sogar wissenschaftliche Ver-
ffentlichungen Ð dazu missbraucht, ein Bild der
BahÕ-Gemeinde und ihres Glaubens zu erzeugen,
das vllig verdreht ist und dessen einziges Ziel darin
besteht, allgemeine Verachtung und Feindseligkeit
hervorzurufen. Keine Verunglimpfung war ihnen
zu abscheulich; keine Lge zu ungeheuerlich. Zu
keinem Zeitpunkt in diesen langen Jahren wurde
Ihnen, den Opfern dieser Verleumdungen, auch nur
die geringste Mglichkeit gegeben, sich zu vertei-
digen und die Fakten darzulegen, die solch eine
kalkulierte Vergiftung der ffentlichen Meinung
entlarvt htten.
Ein Beispiel mag gengen. Unter zahllosen
anderen ragt als eine bemerkenswerte Leistung der
Sache Gottes besonders hervor, dass die Lehren
BahÕuÕllhs einer Generation von Glubigen nach
der anderen die hchsten Grundstze persnlicher
Moral einprgten. Diese Feststellung muss nicht
weiter belegt werden. Der Ruf der Integritt, den
die BahÕ-Gemeinde weltweit erlangt hat Ð in der
ffentlichkeit ebenso wie bei den Regierungen und
bei internationalen Behrden Ð spricht fr sich. Tau-
sende Ihrer Mitbrger haben ebenfalls hinreichend
Veranlassung gehabt, die Wesensart der BahÕ-
Gemeinde aus erster Hand Wert zu schtzen. Und
dennoch haben Ihre selbst ernannten, von zgelloser
Bosheit getriebenen Feinde im Iran nicht gezgert,
gegen Sie Anklagen wegen menschlicher Lasterhaf-
tigkeit jeglicher Art vorzubringen, Anklagen, die,
wenn man sie in freien Gesellschaften, in denen
der Glauben gut bekannt ist, berichtet, lediglich
die Verkommenheit der Kpfe blo§legt, die solche
Vorwrfe auszuhecken fhig sind.
Einhergehend mit dieser moralischen Verleum-
dungskampagne wurden planm§ig all jene einge-
schchtert, die sich der Wahrheit der Sache bewusst
waren und Ihnen gern zu Hilfe kommen wollten.
Da Ihre Unterdrcker Sie in der
ffentlichkeit mit
Einstellungen und Verhaltensweisen in Verbindung
brachten, die eine Gefahr fr die Gesellschaft sind,
beschuldigten sie jeden, der sich fr Sie einsetzte,
ebenfalls BahÕ und daher unglaubwrdig zu sein.
Die extremen Ausma§e, die diese systematische
Korrumpierung des ffentlichen Lebens erreicht
hat, sieht man in der Bereitschaft der Hintermn-
ner, sogar langjhrige Gegner der Sache Gottes als
ihre heimlichen Helfer darzustellen. Sind sie nicht
so weit gegangen zu behaupten, ein in Misskre-
dit geratener Premierminister Ð dessen Vater auf
Grund seiner parteipolitischen Aktivitten aus der
BahÕ-Gemeinde ausgeschlossen worden war, der
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selbst bis zu seinem letzten Atemzug hartnckig auf
seiner islamischen Identitt beharrt und der BahÕ-
Gemeinde gro§e Schwierigkeiten verursacht hatte
Ð sei in Wirklichkeit ein heimliches Mitglied des
Glaubens gewesen?
Ihre Unterdrcker gaben sich auch nicht mit Ver-
leumdung zufrieden. Anderthalb Jahrhunderte lang
sind Sie immer wieder Gewaltttigkeiten ausgesetzt
gewesen. In jngster Zeit, seit der Revolution von
1979, mussten Sie zusehen, wie einige der edels-
ten, von BahÕuÕllh auf eine hohe Stufe erhobenen
Mnner und Frauen aufgrund von Anklagen Ð zu
haarstrubend, als dass sie einen Kommentar ver-
dienten Ð eingekerkert, schlimmsten Folterungen
ausgesetzt und nach absurden Gerichtsverhandlun-
gen ermordet wurden; ihre Besitztmer wurden von
ihren Verfolgern und von Schurken, die ihnen dienen
und sie beschtzen, geplndert. Ihre gewhlten
Geistigen Rte, lange Zeit im ganzen Land das
fortschrittlichste Beispiel fr demokratische Kr-
perschaften zur Entscheidungsfindung, wurden
willkrlich aufgelst und viele ihrer Mitglieder
entfhrt und ermordet. Wie viele Kinder wurden
zu Waisen. Wie viele Jugendliche mussten erleben,
dass ihre Ausbildungsplne und ihre Hoffnungen,
sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu knnen,
brutal zerstrt wurden. Wie viele ltere Menschen
wurden heimatlos, und ihre Pensionen, fr die sie
ein Leben lang gearbeitet hatten, wurden durch
Fatws konfisziert, die von Mnnern ausgespro-
chen wurden, die keinen Respekt verdienen. Wie
viele Eltern wurden gezwungen, die verstmmelten
Krper ihrer Shne und Tchter irgendwo in einem
trostlosen
dland zu begraben, das ihnen fr diesen
Zweck zugewiesen wurde. Wie steht es schlie§lich
um die BahÕ-Friedhfe mit ihren jahrelang liebe-
voll gepflegten Blumenbeeten und -rabatten, die
bswillig von Bulldozern eingeebnet wurden, und
den kostbaren berresten von zahllosen Lieben,
die man auf Schuttberge geschaufelt hat?
Diejenigen, die diese Grueltaten begangen
haben, sind darauf erpicht, Zeter und Mordio zu
schreien Ð und sie haben auch jedes Recht dazu Ð,
wenn in irgendeinem anderen Land auch nur das
geringste Vergehen gegen eine
rtlichkeit began-
gen wird, die mit dem Heiligen Namen des Islam
in Verbindung steht. Aber was ist mit den BahÕ-
Schreinen und anderen heiligen Orten im Iran? Was
ist mit dem unschtzbaren Haus des Gesegneten Bb
in Shrz, Pilgerzentrum fr die gesamte BahÕ-
Welt, das von einer stdtischen Abrisstruppe nach
den Anweisungen der ÔUlam zerstrt und dessen
heiliges Gelnde als u§erste Form der Entweihung
zugepflastert wurde? Von Menschen sprechend, die
so niedertrchtig waren, dass sie Handlungen von
solcher Boshaftigkeit begingen, erklrt BahÕuÕllh:
ãGott hat mit ihnen nichts zu schaffen, und Wir
auch nicht.Ò
***
Niemand wrde behaupten wollen, dass Sie mit
den Heimsuchungen, die Sie ertragen, alleine daste-
hen. Die Opfer von Ungerechtigkeit belaufen sich
heute auf unzhlige Millionen. Jedes Jahr werden
die Menschenrechtsorganisationen mit Appellen
von Frsprechern unterdrckter Minderheiten jeder
Art Ð religiser, ethnischer, sozialer und staatlicher
Ð berschwemmt. Mit den Worten BahÕuÕllhs:
ãGerechtigkeit beklagt an diesem Tage ihren
schweren Stand, und Billigkeit sthnt unter dem
Joch der Unterdrckung.Ò Was die aufmerksamen
Beobachter solcher Situationen weit mehr alarmiert
hat als die verursachte physische und materielle
Qual, ist das den Opfern zugefgte seelische Leid.
Vorstzliche Unterdrckung zielt darauf ab, dieje-
nigen zu entmenschlichen, die sie unterjocht, und
sie als Mitglieder der Gesellschaft fr vogelfrei zu
erklren, ihnen weder Rechtsschutz noch Rck-
sichtnahme zuzugestehen. Wo solche Zustnde eine
gewisse Zeit lang fortbestehen, verlieren viele der
Betroffenen das Vertrauen in die eigene Wahrneh-
mung ihrer selbst. Unaufhaltsam werden sie jenes
Geistes der Selbstbestimmung beraubt, der zum
Wesen der menschlichen Natur gehrt, und sie
werden auf die Ebene von Objekten erniedrigt, mit
denen dann die Herrschenden nach ihrem eigenen
Gutdnken verfahren. Dies geht sogar so weit, dass
Menschen, die andauernder Unterdrckung ausge-
setzt sind, sich so sehr an eine Kultur der Brutalitt
gewhnen knnen, dass sie ihrerseits bereit sind,
Gewalt gegen andere anzuwenden, wenn sich ihnen
die Gelegenheit dazu bietet.
Was ist es also, so fragt sich die Welt mittler-
weile, das Sie vor der geistigen Zersetzung dieser
Art bewahrt hat? Wo haben Sie die Kraftquellen
gefunden, um Ihre Herzen von Groll frei zu halten
und sich denjenigen gegenber gro§herzig zu zeigen,
die an Ihren Misshandlungen beteiligt waren? Wie
An die Anhnger BahÕuÕllhs in der Wiege des Glaubens
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kommt es, dass Sie nach mehr als einem Jahrhundert
unablssiger Verfolgungen und dem vorstzlichem
Versuch des Vlkermords whrend der vergangenen
25 Jahre noch immer vertrauensvoll Ihre morali-
schen Zielsetzungen hochhalten und noch immer
Ihre Liebe zu dem Land bewahren, in dem Sie so
viel gelitten haben? Die unvergleichlichen Worte
BahÕuÕllhs geben die Antwort:
ãEs ist bekannt, dass jedes Feuer erstickt werden
kann au§er dem Feuer der Liebe Gottes, das in den
Herzen aufflammt und lodert. Jeder mchtige Baum
wird von strmischen Winden entwurzelt werden,
au§er den Bumen des gttlichen Obstgartens,
und jede Lampe wird gelscht werden, au§er der
Lampe der Sache Gottes, die in den Herzen der Welt
leuchtet. Winde werden ihre Leuchtkraft steigern,
und sie wird nie gelscht werden.Ò
Diese Antwort wird die Geschichte denen
geben, die nach Ihrem Geheimnis fragen. Ihre
Lebensgeschichten sind die Frchte dieses gtt-
lichen Obstgartens, das Werk des Schpferischen
Wortes, dem Sie Ihre Herzen hingaben. ãO ihr Viel-
geliebten! Das Heiligtum der Einheit ist errichtet;
betrachtet einander nicht als Fremde. Ihr seid die
Frchte eines Baumes, die Bltter eines Zweiges.Ò
ã... Liebe ist Licht, wo immer sie wohnt, und Hass
ist Finsternis, wo immer er nistet.Ò ãWollte der
Mensch nur die Herrlichkeit seiner Stufe und
die Erhabenheit seiner Bestimmung wrdigen,
er wrde stets einen edlen Charakter, reine Taten
und ein schickliches, rhmliches Verhalten an den
Tag legen.Ò ãAn diesem Tage mssen sich alle an
das halten, was die Ursache zur Verbesserung der
Welt und zur Frderung des Wissens unter ihren
Vlkern bildet.Ò ãDie Zunge ist dazu da, vom
Guten zu sprechen; befleckt sie nicht mit bler
Rede.Ò ãIm Angesicht Gottes waren Frauen und
Mnner von jeher gleich und werden es immer
sein.Ò ãEin Quntchen Keuschheit ist bedeutender
als hunderttausend Jahre frommer Andacht und
ein Weltmeer an Wissen.Ò ãWir haben es allen zur
Pflicht gemacht, sich mit einem Handwerk und
Gewerbe zu befassen und erachten dies als Gottes-
dienst.Ò ãVertrauenswrdigkeit ist eines der gr§ten
Tore, die zur Ruhe und Sicherheit der Vlker der
Welt fhren.Ò ãWissen ist die Ursache der Freude
und des Fortschritts. Es ermglicht dem Menschen,
aus der Welt des Staubes in die hheren Reiche
zu gelangen und fhrt ihn aus der Dunkelheit ins
Licht. Es ist der Erlser und der Lebensspender. Es
verleiht die lebendigen Wasser der Unsterblichkeit
und schenkt himmlische Nahrung.Ò
Jeder von Ihnen ist seit seiner Kindheit mit
der Ermahnung ÔAbduÕl-Bahs vertraut, die diese
Ideale auf so wunderbare Weise zusammenfasst:
ãEin BahÕ zu sein bedeutet, alle menschlichen
Vollkommenheiten zu verkrpern.Ò
Der Einfallsreichtum und die Sachlichkeit,
die Sie zeigen, geben den von Schmerz geplagten
Herzen Ihrer Mitglubigen in anderen Lndern
gro§en Trost. Als Ihre Kinder aufgrund ihres Glau-
bens der Schule verwiesen wurden, haben Sie bei
sich zu Hause Klassen eingerichtet. Absolventen
der Institutionen, die Sie gegrndet haben, um den
Bedrfnissen der Universittsstudenten gerecht zu
werden, denen auf hnliche Weise die Ausbildung
verweigert wurde, zeichnen sich heute an ange-
sehenen Universitten in anderen Lndern aus,
wo ihre Zeugnisse bereitwillig akzeptiert worden
sind. So Gott will, ist der Tag nicht mehr fern, an
dem die Mglichkeiten zur Entwicklung ihrer
Fhigkeiten sich fr Tausende anderer BahÕ-
Jugendliche ffnen, denen sie noch immer grausam
vorenthalten werden. Das mit Opfern verbundene
Zusammenlegen bescheidener Einknfte erweist
sich nicht nur als ausreichend, um sicherzustellen,
dass Mitglieder der Gemeinde in der Not nicht
allein gelassen werden, sondern auch, um Geld-
mittel fr allgemeine Aktivitten bereit zu stellen.
Unter den beschwerlichsten Umstnden geht ein
lebhaftes Gemeindeleben weiter und zwar mit
jener viel gr§eren Intensitt, die nur Prfungen
hervorbringen kann.
Seit mehr als einem Jahrhundert hat dieser
Geist sowohl im Iran als auch in der ganzen Welt
Frchte getragen. Es gibt heute kein Gebiet mehr
auf der Erde, wo die Fhigkeiten der iranischen
BahÕ bei der Ausweitung der Lehrarbeit und
der Bildung und Festigung von Institutionen des
Glaubens nicht einen mchtigen Impuls verliehen
haben. Au§erdem sind die Auswirkungen nicht
auf das geistige Leben des Glaubens beschrnkt
geblieben. Man knnte kaum an irgendeinen Beruf,
irgendeinen Bereich von Wissenschaft oder Kunst
denken, in dem die iranischen BahÕ, besonders
die Jugendlichen, nicht auf beeindruckende Weise
die hohen Ideale vorzglicher Leistung, von denen
ÔAbduÕl-Bah so hufig gesprochen hat, umgesetzt
BahÕ-Nachrichten Ð Beilage 3 Ð 01/2004 Ð 16/160
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haben. Solche Qualitten brechen nicht ber Nacht
aus einem Volk hervor, sie sind auch nicht nur das
Ergebnis des menschlichen Willens. Im Leben und
Arbeiten der persischen Pioniere auf der ganzen
Welt kann man heute die Frchte einer Lernkultur
und Selbstdisziplin erkennen, in der sie und ihre
Eltern im Land ihrer Geburt liebevoll aufgezogen
worden sind.
Fr jeden vorurteilslosen Beobachter sind Sie
der lebende Beweis, dass der Glaube an Gott und
das Vertrauen in den gesellschaftlichen Fortschritt
in jeder Hinsicht miteinander vereinbar sind; dass
Wissenschaft und Religion die beiden untrennba-
ren, untereinander in Beziehung stehenden Wis-
senssysteme sind, die den Fortschritt der Kultur
bewirken. Sie erkennen bereits jetzt, wie dies
vielen Muslimen in Ihrem Bekanntenkreis lang-
sam bewusst wird. Diese Freunde und Bekannten,
die wahrhaft beanspruchen knnen, ãein Volk, das
zur Tugend aufruftÒ zu sein, haben mit Entrstung
beobachtet, wie diejenigen, die ihnen als vllig
unschuldige Menschen bekannt sind, verleumdet
und ohne Mglichkeiten des Rechtsschutzes,
angegriffen wurden. Sie spren vielleicht noch
mehr als Sie selbst den Geist des Mutes und der
Anstndigkeit, den Sie whrend dieser Heimsu-
chungen an den Tag gelegt haben und noch legen.
Und sie beginnen, den wahren Charakter derjenigen
zu erkennen, die Sie beschimpfen und so die Ehre
des Islam beschmutzen, in dessen Namen solche
Verbrechen verbt werden. Wenn Sie auch noch
nicht physisch frei sind, so werden Sie doch endlich
mehr und mehr als respektierte und geschtzte Mit-
glieder des iranischen Volkes anerkannt. Der Tag
wird kommen, an dem Ihre Mitbrger den Beitrag
erkennen und zu schtzen wissen werden, den Sie
fr die Wiedererlangung von Irans rechtm§iger
Stellung unter den Nationen der Welt zu leisten
bestimmt sind.
***
Regierende Schichten knnen keinen schwereren
Fehler begehen, als zu meinen, dass die Macht,
die sich anzueignen ihnen gelungen ist, ein dauer-
haftes Bollwerk gegen den unnachgiebigen Lauf
des historischen Wandels sein wird. Heutzutage
rollen diese Flutwellen mit beharrlichem Druck
und strmischer Kraft wie berall sonst auf der
Welt auch in den Iran hinein. Sie befinden sich
nicht nur an der Trschwelle des Hauses, sondern
dringen unaufhaltsam durch den Boden hinein. Sie
knnen nicht umgelenkt werden. Man wird sie nicht
abweisen knnen.
Dies ist der wahre Grund, weshalb BahÕuÕllh
vom Klerus und den Regierenden so verzweifelt
bekmpft wurde. Sie erkannten in Ihm richtiger-
weise, wenn auch nur vage, die Stimme einer neuen
Gesellschaft der Gerechtigkeit und Erleuchtung, in
der fr sie kein Platz mehr sein wird. Sie sollten
auch nicht daran zweifeln, dass genau diese Angst
die aufeinanderfolgenden Verfolgungswellen, die
Sie so lange ertrugen, ausgelst haben. Diejeni-
gen, die sich ernsthaft mit der Sache BahÕuÕllhs
beschftigen, verstehen sehr schnell, dass die
BahÕ-Gemeinde eine kreative Minderheit ist,
welche die Zukunftsvision ihres Stifters verkrpert
und Seinen unerschtterlichen Willen verwirklicht.
Durch Ihre Liebe, Ihr Opfer, Ihren Dienst und Ihr
Leben haben Sie bewiesen, dass Sie die wahren
Frderer des Fortschritts Ihres Heimatlandes sind,
ber das ÔAbduÕl-Bah geschrieben hat:
ãDer Horizont Persiens wurde vom Licht des
himmlischen Gestirns erleuchtet. Binnen kurzem
wird das Tagesgestirn des Reiches der Hhe so
strahlend scheinen, dass es jenes Land in die hchs-
ten Hhen heben und dazu bringen wird, seinen
Strahlenglanz ber die ganze Erde zu verbreiten.
Der unvergngliche Ruhm frherer Generationen
wird erneut in solcher Weise offenbar werden, dass
es die Augen blenden und verwirren wird. ...
Iran wird zum Brennpunkt gttlichen Glanzes
werden. Sein finsterer Boden wird leuchten, und sein
Land wird glnzend strahlen. Wenn es ihm jetzt auch
an Ruf und Ruhm mangelt, es wird in der ganzen
Welt berhmt werden; wenn jetzt auch benachtei-
ligt, es werden sich seine gro§en Hoffnungen und
Erwartungen erfllen; wenn jetzt auch arm und
niedergeschlagen, es wird ein berma§ an Gnade
erhalten, Auszeichnungen erlangen und ihm wird
unvergngliche Ehre erwiesen werden.Ò
Jedes Mal, wenn wir die Heiligen Schreine besu-
chen, gedenken wir zuerst Ihrer in unseren Herzen
und Gebeten. Ihre lange Nacht wird enden, und Sie
werden die Freude haben, mit Ihren eigenen Augen
Zeugen des machtvollen Gebudes zu werden, das
Ihre Opfer errichtet haben.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit